Tamara Berndorfer – Teil 3 von 4

Tamara Berndorfer

Wer bin ich? Teil 3 von 4

Eine kurze Zeitreise — ein JA zu mir selbst
Mein Valentinstags Geschenk an mich selbst

Früher hieß es die erste Frau, die man am Valentinstags sieht, wird man mal heiraten.

Die erste Frau, die ich heute sah, war ich selbst im Spiegel.
Und ja heute würde ich mich selbst heiraten, dies war aber nicht immer so.

Ich nehm euch mit auf eine Reise, eine Reise zurück zum Zeitpunkt des Bildes

Bild 1:
Ich nehme euch mit auf eine Reise, eine Reise zurück in meine Teenagerzeit. Wir haben das Jahr 2007 ich fühle mich in meinem Körper grundsätzlich wohl, die Pubertät fängt an sich abzuzeichnen
und damit auch die Hormone, ich fange an erste „Fettpolster“ anzusammeln an den Hüften und meine Figur wird rundlicher, aber auch fraulicher. Zu diesem Zeitpunkt geht es mir nicht mehr ganz so gut, denn die ersten Veränderungen bedeuten auch das erste Vergleichen von Außen. Ich werde als „fett“ bezeichnet und schäme mich für meinen Körper.
 
Bild 2:
Ende 2007 sind mein erster Partner und ich dann auf dem Weg zu einem Tanzball. Ich sehe in dem hautengen, bodenlangen Kleid einfach nur schön aus, jedoch mein Inners ist da einer anderen Meinung. Gedanken wie „Ich brauche mehr Busen „,“ich sollte mein Haar anders tragen“ und „das Kleid zeigt da und da und da mein Fett“. In der Hoffnung, dass man die Schnittwunden nicht sieht, die ich mir selbst zugefügt habe, verstecke ich sie unter der blickdichten Strumpfhose und unter dem langen Kleid
 

Bild 3:
ich sitze im Stiegenhaus und will mit meiner Hündin einfach nur tolle Bilder machen, denn sie sieht sooo glücklich aus und das will ich jeden zeigen. Mir selbst fehlt das Glück, aber ich liebe das Foto, denn es zeigt so schön wie tiefsinnig ich bin. Im Fotoshooting mit einen Freund versuche ich meinen Körper dazustellen, die Gedanken drehen sich darum. „Ich will tolle Fotos haben“, „sie werden zwar nicht mehr so wunderschön sein wie bei Bild 1, aber ich bin doch auch schön“. Verzweifelt versuche ich meine Schönheit auf Fotos zu finden, denn im Außen bin ich gescheitert.
 

Bild 4:
Im Fotoshooting mit einen Freund versuche ich meinen Körper dazustellen, die Gedanken drehen sich darum „Ich will tolle Fotos haben“, „sie werden zwar nicht mehr so wunderschön sein wie bei Bild 1, aber ich bin doch auch schön“. Verzweifelt versuche ich meine Schönheit auf Fotos zu finden, denn im Außen bin ich gescheitert.
 

Bild 5:
Ich bin alleine in Hamburg, fühl mich unsicher in der neuen Stadt, ganz allein. Ich treffe die Entscheidung mein neues Wissen umzusetzen und raus aus den Gewohnheiten zu kommen. Ich suche Menschen online in den FB-Communitys, treffe mich zum Kaffee, gehe mit auf Konzerte und besuche sogar meinen ersten SC. Das Lächeln ist da, aber es ist oft noch eine Möglichkeit freundlich zu wirken. Mein Lieblingslied ist: Tightrope-Walker — ich fühle mich als würde ich auf einen Seil wandern und könnte jederzeit umfallen, umfallen in diese Unsicherheit.
 

Bild 6:
Meine Schwester und ich starten das Ritual zu meinen Geburtstag mit der Spiegelreflex auszuwandern und Fotos zu machen.
Das Lachen ist ein Teil von mir, die Schwere jedoch ebenfalls, es ist ein Tanz zwischen den Gefühlen. Die Unsicherheit, sieht es heute gut aus quält mich im Inneren. Bekomme ich Bilder, die mich so zeigen, wie ich gesehen werden will? Oder überwiegt die Ansicht ich sei fett?
 

Bild 7:
Wieder 1 Jahr später – das gleiche Ritual Fotos zum Geburtstag – Die Kamera ist nur mehr dabei, was zählt ist der Moment mit meiner Hündin, meiner Schwester und dem gemeinsam etwas zu unternehmen. Klar ist es schön, wenn Bilder dabei entstehen, aber es ist kein muss. Ich genieße den Moment, genieße es von einem Date zu erzählen und dem dass ich die Cola-Dose so behandle als wäre sie meine Hündin. Mit einem Sitz und Bleib zur Dose, fange ich an lauthals zu lachen und meine Schwester drückt ab.
 

Bild 8:
2 Jahre später – das gleiche Ritual – wir sind gerade angekommen an dem wunderschönen Wasserfall und lachen darüber, dass ich der Albtraum meines Stiefvaters sei, weil ich mich so style wie die Mädls in den 50ern. Ich trage meine Locken noch hochgesteckt und zur Sicherheit ein Seidentuch darüber. Stolz darüber es geschafft zu haben, auszusehen wie der Albtraum, begebe ich mich auf die ersten Steine im Wasser. Die ersten Bilder entstehen. Ich stehe auf und sage „Ich muss aufpassen, es ist rutschig“, in dem Moment falle ich bereits, ins eiskalte Wasser, Kopfüber. Der Petticoat und mein ganzes Outfit kleben schwer an mir. Ich versuche mich aufzurappeln und als ich stehe, läuft das Makeup die Augen runter, die Haare sind irgendwo und alles ist einfach nur Nass. 2 Jungs kommen angelaufen und fragen mich ob es mir gut geht, sie haben uns beobachtet und gesehen dass ich gefallen bin. Ich fange an zu lachen, natürlich geht es mir gut, wieso denn auch nicht. Ja das Wasser hat nur 10 Grad an dem Tag, aber hey es gibt schlimmers.
Ich schaffe es endlich aus dem Wasser und meine Schwester erzählt mir, sie habe überlegt, ob sie die Kamera wegwirft und mir hilft oder einfach draufhält. Sie hat sich aber dafür entschieden einfach weitere Bilder zu machen. Und da ist es – das Bild Nr 8

Warum aber nehm ich euch auf die Reise mit auf die 8 Bilder?
Weil es nicht immer so war, dass ich mich sooooo liebe wie ich es heute tue. Es war nicht immer so, dass ich sagte ich würde mich selbst heiraten. Heute weiß ich aber, wie wichtig jeder Schritt war.

Bild 1 und Bild 3 waren für mich lange Zeit das Ideal, das wo ich hin will, das wo ich mir dachte, das ist Schönheit für mich.
Sie waren mein Ziel wo ich dachte, dort will ich hin, dort fühl ich mich wohl, dort war alles besser. Heute weiß ich sie waren ein wundervoller Anreiz, aber nicht mein Ziel.

Bin ich überhaupt schon am Ziel? Nein, aber heute liebe ich mich egal welches Spiegelbild mir entgegen blickt, egal welches Bild ich mache. Auf manchen mehr auf manchen weniger. Aber all das bin ich – mal mehr, mal weniger.

Aus ganzen Herzen kann ich heute JA sagen:
❤️Mein JA zu meinem Körper
❤️Mein JA zu meiner Weiblichkeit
❤️Mein JA zu meinen Gedanken
❤️Mein JA zu meinen Selbst-Wert
❤️Mein JA zu mir

Bin ich perfekt? Nein!
Will ich es noch sein?
Nein, definitiv nicht, denn ich liebe diese unperfekte, einzigartige Schönheit.🥰
Tamara Berndorfer